Zeiler Baudenkmäler

Die Stadtmauer

  • Altach

    Außenseite Judengasse

  • Altach

    Außenseite Judengasse

  • Grabengärten

    Durchgang zur Brauhausgasse

  • Stadtmauerweg

    Grabengärten (Osten)

  • Greifengässchen

    Greifengässchen

  • Altach

    Verlauf der Stadtmauer (blau). Nicht belegt ist eine möglicherweise begonnene, aber nicht fertiggestellte frühere Ostmauer (rot).

Stadtmauer gesamt

1379: Hinweise für die Existenz einer ersten, gerade begonnenen Befestigung (es werden Bauarbeiten zum Schutz der Bürger erwähnt. Es handelt sich vermutlich um die turmlose Ostseite. Innerer oder äußerer Verlauf???

1392 & 1395: Dendrodaten zum Weiterbau der Stadtmauer unter Fürstbischof Albrecht von Wertheim (vermutlich immer noch Ostseite, innen oder außen)

1425-1438: Dringender Weiterbau nötig (also gab es wohl Unterbrechungen) wegen der Bedrohung durch die Hussiten, Dendro-Belege für Südmauer und Westmauer. Nun wohl 15 Wehr- bzw. Schalentürme, Wassergraben, 2 Tore. Eindeutig die gleichen Steinmetze und der gleiche Baumeister wie an der Burg Schmachtenberg!

Mitte 15. Jh.: Wappen der Herren von Schott am ehemaligen Unteren Tor

um 1465 Überfall und Plünderung durch den Würzburger Bischof Johann III. von Grumbach. Die Mauern haben anscheinend keinen großen Schutz gewährt.

1475 war die Stadt (lediglich) mit 8 großen Hakenbüchsen, 7 Handbüchsen, 1/2 Zentner Pulver und 100 Pfeilen bewehrt

1554 Kampflose Einnahme der Stadt durch Markgraf Albrecht Alcibiades von Ansbach-Kulmbach

1631 & 1637 30-jähriger Krieg: schwedische Truppen nehmen die Stadt ein, plündern sie und brennen das Untere Tor ab

1809 ff Rückbau und Abbruch der Stadtmauer an verschiedenen Stellen:

  • 1814: Empfehlung des königlichen Landgerichts, das Untere Tor zu veräußern
  • 1822: Landrichter Kummer: "Würde die Gemeinde Zeyl den unnützen Thurm hinweg nehmen und den Schutt und die Steine zur Auffüllung der zu tief liegenden Straßen verwenden, würde sie hierdurch eine wesentliche Verschönerung und Verbesserung des Städtchens bewirken.
  • 1829 Abbruch von Teilen der östlichen Stadtmauer
  • 1873 Abbruch des Unteren Tores um "einen frischen Luftzug und damit eine Verbesserung der Gesundheitsverhältnisse in der Stadt" zu schaffen.

Im Jahr 1379 verlieh der Bamberger Bischof Lamprecht den Zeilern einige rechtliche und steuerliche Privilegien, wie sie typisch für eine Stadt sind. Außerdem ging es in dem Schreiben um die Verfügungsgewalt über einen die "stat" umschließenden Graben - wobei "stat" im Frühneuhochdeutschen sowohl "Ort, Marktflecken" als auch "Stadt" bedeuten kann. Eine explizite Verleihung von Stadtrechten ist der Brief nicht. Es werden Bauarbeiten zum Schutz der Bürger erwähnt, wobei wohl erste Anfänge einer Stadtmauer gemeint sind. Es dürfte sich um die Ostflanke handeln, noch turmlos. Ob diese Mauer genau da errichtet wurde, wo sie auch heute steht (bzw. nachzuweisen ist), ist nicht ganz klar. Möglich ist auch ein Verlauf weiter "innen" (westlich), ungefähr entlang der Linie (heutige) Entenweidgasse / Untere Heppengasse. Ein Blick auf den Stadtplan könnte wirklich dafür sprechen. Falls tatsächlich die östliche Stadtmauer weiter innen begonnen wurde, so hat man allerdings bald davon abgelassen, denn es gibt lediglich für den äußeren Mauerverlauf dendrochronologische Belege, und zwar aus den Jahren 1392 und 1395. Für die "innere Mauer" sind bisher keine archäologischen Hinweise gefunden worden. Allzu eilig hatte man es aber mit dem Bau der neuen Mauer anscheinend nicht, denn 1425 und 1438 wird auf die Notwendigkeit eines zügigen Weiterbaus hingewiesen, und zwar v.a. wegen der Bedrohung durch die Hussiten. Aus dieser Zeit gibt es dann Dendro-Belege für die Süd- und Westmauer. Es entstanden mutmaßlich 15 Wehr- bzw. Schalentürme, Wassergräben sowie das Obere und Untere Tor. Eindeutig haben zu dieser Zeit dieselben Steinmetze und derselbe Baumeister an der Stadtmauer gearbeitet wie an der Burg Schmachtenberg! Mitte des 15. Jh. ist am Unteren Tor ein Wappen der Herren Schott von Schottenstein (heute Gemeinde Itzgrund) belegt. Um 1465 geschah ein Überfall auf Zeil durch den Würzburger Bischof Johann III. von Grumbach mit anschließender Plünderung. Offenbar hat die Stadtbefestigung keinen großen Schutz gewährt. Um 1475 wird die Bewehrung der Stadt näher dargelegt: Acht große Hakenbüchsen, 7 Handbüchsen, ein halber Zentner Pulver und 100 Pfeile - das lässt nicht gerade auf eine massive Verteidigung schließen. So ergab sich auch im Jahr 1554 die Stadt kampflos dem Markgrafen Albrecht II. Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach auf einem seiner gefürchteten Raubzüge. Ebenfalls chancenlos war die Stadt bei Überfällen durch schwedische Truppen im 30-jährigen Krieg (1631 und 1637). Dabei wurde Zeil geplündert sowie das Untere Tor und wohl auch ein Teil des Marktplatzes abgebrannt.

Ab 1809 setzte ein freiwilliger Rückbau der Stadtmauer ein. An einigen Stellen erfolgte ein kompletter Abbruch, insbesondere an der Nord- und Südostmauer. Im 19. Jh. setzte sich, trotz romantischer Hinwendung zum Mittelalter in literarischen und künstlerischen Kreisen (Romantik!), in der Verwaltung die Ansicht durch, altes und scheinbar zweckloses Gemäuer zu beseitigen... So meinte ein Landrichter Kummer im Jahr 1822 bezüglich des Unteren Tors: "Würde die Gemeinde Zeyl den unnützen Thurm hinweg nehmen und den Schutt und die Steine zur Auffüllung der zu tief liegenden Straßen verwenden, würde sie hierdurch eine wesentliche Verschönerung und Verbesserung des Städtchens bewirken." Und so vollführte man im Jahr 1873 den Abbruch des Unteren Tors um "einen frischen Luftzug und damit eine Verbesserung der Gesundheitsverhältnisse in der Stadt" zu schaffen - ein Argument, das auch in anderen Städten immer wieder vorgebracht wurde.

In den Jahren 1996 bis 2007 wurde die verbliebene Stadtmauer Stück um Stück unter denkmalpflegerischer Vorgabe und unter der Leitung des führenden deutschen Burgenforschers Dr. Joachim Zeune neu befestigt, verfugt und archäologisch ausgewertet.

Den Text hier, den Sie gerade lesen, stützt sich auf Dr. Zeunes Erkenntnisse, insbesondere auf seinen Vortrag zu den Arbeiten an der Burgruine Schmachtenberg und der Zeiler Stadtmauer am 16.11.2022 und übernimmt Passagen aus den gezeigten Folien.

Bereits Jahrzehnte vor dem Bau der Stadtmauer verlieh der Bamberger Bischof Lamprecht im Jahr 1379 den Zeilern einige rechtliche und steuerliche Privilegien, wie sie typisch für eine Stadt sind. Außerdem ging es in dem Schreiben um die Verfügungsgewalt über einen die "stat" umschließenden Graben - wobei "stat" im Frühneuhochdeutschen sowohl "Ort, Marktflecken" als auch "Stadt" bedeuten kann. Eine explizite Verleihung von Stadtrechten ist der Brief nicht. Martin Schlegelmilch nennt den Vorgang treffend "Beginn der Stadtwerdung". Eine Wehrmauer wurde dann, laut Schlegelmilch, ab 1398 gebaut, was sich bis etwa 1425 hinzog. Schlegelmilch bezieht sich dabei auf den Burgenforscher Zeune, der allerdings auf seiner Website den Bau der Stadtmauer erst auf 1420/30 ansetzt, angesichts der Bedrohung durch die Hussiten und parallel zur Errichtung der Burg Schmachtenberg. Es ist

Es entstand eine dreiseitige, wappenförmige Befestigung, für die der Marktplatz in etwa den geographischen Mittelpunkt bildete. Spätestens jetzt war Zeil vollumfänglich eine Stadt (nachdem 1397 bereits das Marktrecht verliehen worden war). Es wäre aber auch möglich, dass bereits ab 1370/1390 die Stadtmauer an der Ostseite begonnen wurde, weiter innen als heute (entlang der Linie Entenweidgasse - Untere Heppengasse), dass man dann aber den heutigen Verlauf näher an der Altach wählte. Doch dafür gibt es bisher keine archälogischen Belege. Möglicherweise hat es also diese vieldiskutierte "innere Stadtmauer" nie gegeben - so sehr man auch anhand des Stadtplans gewillt ist, daran zu glauben. Möglicherweise kann die Archäologie (Dendrochronologie) darüber noch Aufschluss geben.

Schon binnen weniger Jahrzehnte erwiesen sich die gewählten Grenzen als zu eng, so dass man Richtung Osten erweiterte. Verlief die Stadtmauer ursprünglich entlang der heutigen Entenweidgasse und Unteren Heppengasse (rote Linie auf Bild 6), so setzte man sie nun weiter nach außen Richtung Altach, so wie es der heutigen Situation entspricht. Mittlerweile wird die tatsächliche Existenz dieser ursprünglichen, weiter innen liegenden Ost-Stadtmauer in Frage gestellt. Es könnte also durchaus auch sein, dass die Stadtmauer schon von Anfang an so verlief wie heute.

Entlang des endgültigen Mauerverlaufs gab es neben den (anzunehmend) 15 Türmen zwei große Tore, von denen noch der Turm des Oberen Tors - der heutige "Hexenturm" - erhalten geblieben ist. Von den ehemals zwei Fußgängerpforten ist noch eine - neben der "Alten Freyung" - vorhanden. Zwischen zahlreichen Türmen verlief an der Mauerkrone ein überdachter Wehrgang mit Schießscharten. Die Mauer war zwischen 5 und 7 m hoch und ca. 1,25 m stark. Es handelt sich um ein Zweischalen-Mauerwerk, wobei man für die Außenschalen große Sandsteinquader verwendete, zwischen die Bruchsteine und Geröll eingebracht wurden. Die gewaltigen Mengen des dafür benötigten Materials dürften aus Steinbrüchen direkt an den Zeiler Haßberghängen gewonnen worden sein, z.B. am Fuß des Kapellenbergs.

Im 19. Jahrhundert wurden Teile der Stadtbefestigung abgetragen, insbesondere das Untere Tor, die östliche Hälfte der Nordmauer (Straße "An der Mauer"!) und die ganze Südspitze, wo nun die neue Straße nach Bamberg verlief. Ein Teil des freigewordenen Steinmaterials wurde dann auch gleich zum Straßenbau verwendet.

In den letzten Jahren wurde die verbliebene Stadtmauer Stück um Stück unter denkmalpflegerischer Vorgabe neu befestigt und verfugt.

Universität Bamberg

Die Stadtmauer bildet immer noch den Rand der altstädtischen Bebauung, welche die Stadtmauer an einigen Stellen (vor allem im Osten, in der Entenweidgasse oder der Bachrahm) einbindet. Im Westen des Stadtkerns ist die Mauer weitestgehend freigestellt, da sich östlich der Befestigungsanlage der Stadtmauerweg, westlich die Grabengärten anschließen. Durchbrüche durch die historische Substanz der Mauer ermöglichen heute die Erschließung der Kleingärten. Eine städtebauliche Aufweitung einer ehemaligen Torsituation findet vor allem im Süden statt, am dortigen Ende der Hauptstraße. Durch moderne Bebauung wird dieser Ortseingang ahistorisch geöffnet, anders als dies beispielsweise in der Langen Gasse der Fall ist. (Quelle: SDU)

Mauer: Chronik

Achtung: Die hier wiedergegebene Textpassage entstammt der Zeiler Stadtchronik aus dem Jahr 1971 und entspricht nicht mehr in allen Teilen dem heutigen Forschungsstand!

[Im Jahr 1379] gestattet Bischof Lamprecht ein bedeutsames bauliches Unternehmen der Zeiler, die er mehrmals als "Bürger" bezeichnet: die Errichtung einer Wehrmauer um ihre Siedlung. Diese soll die Sicherheit für die Einwohner verstärken und zuzugswilligen Nachbarn einen Anreiz geben, Zeil zu ihrem künftigen Wohnsitz zu wählen. ...

... Deshalb empfand es der friedliche Bürger ja so wohltuend, dass wenigstens während der Nacht die Stadtmauer lichtscheues Gesindel fernhielt und auch einige Sicherheit vor einer Belästigung durch mißgünstige Nachbarn gewährte. Sie umzog den schildförmigen Grundriß des Ortes in einer mittleren Dicke von 1,25 m bei durchschnittlich 5-6 m Höhe. Aus starken Sandsteinquadern war sie an den Außenseiten aufgemauert; die innere Verbindung bildete grobes Geröll in Verein mit Gesteinsabfall, eingebettet in den zähen Mörtel. Das Baumaterial stammte aus stadteigenen Brüchen, die vermutlich tief am Hang des heutigen Kapellen- oder Schleifberges lagen. Mittels der an Rollen befestigten Steinzange wurden die Blöcke in die rechte Lage gehoben. Die Greiflöcher und die Gerüstaussperrungen können noch heute an den Mauerresten beobachtet werden. Oben umlief die Mauer ein gedeckter Wehrgang. Er verband die nicht wenigen Voll- oder Halbtürmchen, von denen aus die Verteidiger die Außenseite der Mauer bestreichen konnten, mit den beiden großen Toren. Schießscharten für Armbrustschützen, später auch für Handbüchsen, drohten nach draußen. Der Bau der Mauer und der beiden Tortürme wird beträchtliche Mittel verschlungen haben. Kein Wunder, dass sich die Fertigstellung bis in die Zeit Bischof Albrechts von Wertheim ins beginnende 15. Jahrhundert hinausgezögert haben soll.(Quelle: CHR Bd. 1, S. 61 ff)

Leisentritt Spaziergang

Insgesamt hat die Stadtmauer eine Länge von 960 Metern. Die Grundfläche der einstigen Wehranlage entspricht etwa der von zwei Fußballplätzen.
Nicht nur vor Feinden, Landstreichern, Bettlern, Pestkranken und zwielichtigen Personen sollte die Stadtmauer schützen. Sie hatte auch den Zweck, die vielen armen Mitbürger von den Äckern, Wiesen, Weinbergen und dem Wald fernzuhalten. Feld- und Walddiebstähle waren bis in jüngste Zeit gang und gäbe. Von abends bis frühmorgens durften sich nicht einmal die Besitzer auf ihren Grundstücken von den Flurhütern antreffen lassen. Bei Einbruch der Finsternis wurden die Tore geschlossen. Man konnte nicht nur nicht herein, sondern auch nicht hinaus, ohne zwingende Gründe vorzuweisen. Das Übersteigen der Stadtmauer galt als ein abscheuliches Verbrechen. Zwei junge Zeiler wurden deswegen 1666 dazu verurteilt, "mit Eisen geschlossen" und acht Stunden lang am Pranger gespannt zu werden "wiewohl sie wegen groß verübten Frevels, der Stadt und Land gar verweisen verdient hätten". Hier stand das Gegenstück zum Oberen Stadtturm. 1819 hat man ihn abgebrochen und die Steine für den Straßenbau verwendet. Die Landstraße war damals so schlecht, daß eine mit sechs Pferden bespannte Postkutsche einmal für die 18 km lange Strecke von Haßfurt bis Stettfeld sechs Stunden benötigte. Bei Ziegelanger, einem heutigen Stadtteil, versanken die Pferde bis an die Knie im Morast. (Quelle: Ein Spaziergang durch Zeil S. 38-39)