Zeiler Baudenkmäler

Hohes Haus

  • Hohes Haus Bischofsheim

    Zugang zum Kellergewölbe

  • Hohes Haus Bischofsheim

    Weiterer Gewölbezugang

  • Hohes Haus Bischofsheim

    Im Innern

  • Hohes Haus Bischofsheim

    Oberirdische Mauerreste

  • Hohes Haus Bischofsheim

    Vor einigen Jahrzehnten noch besser erhalten

  • Hohes Haus Bischofsheim

    So könnte das "Hohe Haus" ausgesehen haben (Skizze von Hermann Mauer)

  • Hohes Haus Bischofsheim

    Blick vom "Hohen Haus" aufs Dorf

Hans Brech - Bischofsheim, Hohes Haus

Das "Hohe Haus" war der Sitz eines Dienstmannes des Bamberger Bischofs und ist Mitte des 14. Jahrhunderts erstmals erwähnt. Im Bauernkrieg (1524/25) wurde es zerstört und ist hernach nicht wieder augebaut worden. Der Wohnsitz der Lehensherren bzw. deren Verwalter war später in einem Anwesen innerhalb des Dorfes (heute Bischofsheim 21).

Wie das "Hohe Haus" einst wirklich ausgesehen hat, ist nicht mehr zu rekonstruieren. Hermann Mauer versucht in der Chronik durch einen recht gewagten Vergleich mit anderswo erhaltenen Bauwerken dieser Art eine Vorstellung des Bischofsheimer "Hohen Hauses" zu entwickeln (s. Bild 6). Demnach handelte es sich um einen turmartigen Bau mit einem mehrere Meter hohen, massiv aus Sandstein gebauten Untergeschoss. Darauf saß ein niedriges Fachwerkgeschoss, das von einem Walmdach überdeckt war. In das Untergeschoss gelangte man von außen nur über eine hohe Leiter oder leicht entfernbare Holztreppe - als Schutz vor Angriff oder Besetzung. Unterirdisch gab es einen Gewölbekeller. Eine hohe Mauer bildete eine Art Vorhof. Eine Wohnung gab es lediglich im Fachwerk-Obergeschoss. Durch die Lage auf dem Mausberg über Bischofsheim und zusätzlich durch die Höhe des Gebäudes hatte der jeweilige Verwalter einen sehr guten Überblick sowohl über das Geschehen im Dorf als auch über mögliche Bedrohungen von außen.

Aus der "Chronik", Bd. 3:

Kapitel IV

Das "Hohe Haus" *

Diese einstige Behausung eines ritterlichen Dienstmannes des Bamberger Hochstifts verdankt ihren Namen ihrer Höhe, die sie weit über die einstöckigen Wohnungen der Bauern emporhob. Wo ein solcher Bau inmitten einer Siedlung stand, da schien es, als würden sich die Dächer der Landleute bescheiden vor ihm ducken.
Vom Aussehen eines derartigen Hohen oder Steinernen Hauses, deren es früher nicht wenige im Lande gab, konnte gelehrte Nachforschung ein ziemlich genaues Bild entwerfen. Für gewöhnlich wurde der Bau auf einem erhöhten Geländepunkt errichtet, der den Blick auf die Umgegend freigab. Dies trifft für den Bischofsheimer Ansitz zu.
Über einem gut gewölbten Keller aus wuchtigem Mauerwerk wuchs ein überhöhtes, aus festen Quadern emporgemauertes Erdgeschoß empor, dessen Inneres nur durch sehr schmale Schlitze Zutritt von etwas Tageslicht und frischer Luft erhielt. Jedem unberufenen Eindringling war so der heimliche Einschlupf verwehrt. Die Tür, wiederum bewußt schmal gehalten, öffnete sich in etwa doppelter Manneshöhe in der kahlen, glatten Steinwand. Nur mittels einer Leiter oder mit Hilfe einer im Notfall leicht zu beseitigenden hölzernen Treppe war sie zu erreichen. Von ihr aus leitete im Innern an einer der Wände eine schmale Steige zum oberem n Stockwerk empor, das in Fachwerkbauweise auf die Quader aufgesetzt war. Kleine, durch Holzläden verschließbare Fenster gestatteten hier Ausblick nach allen Seiten. Ein Satteldach aus festem Eichengebälk mit aufgenagelten Schindeln, die bald hart gebrannten Ziegeln weichen mußten, deckte den Bau.
Derartige Behausungen des niederen Adels, wie sie vor und um 1100 im deutschen Bereich entstanden, lassen sich mehrfach in Franken nachweisen. Im Haßfurter Kerngebiet, erhob sich das von der Adelsfamilie der Kottner käuflich 1418 von der Bürgerschaft übernommene "Hohe Haus" (s. Kehl Chronik von Haßfurt, S. 56), und in Wonfurt ist noch ein ebenso genanntes Gebäude für das Jahr 1605 bezeugt, dessen Platz später vom Schloß eingenom35 men wurde (Reg. sive Boicarum, Bd. 8). Der "Knock" bei Sylbach trug ein solches Bauwerk, dessen Funktion später von einem wasserumschlossenen Haus im Nassachtal übernommen wurde. Die Talschlösser Ebelsbach und Gleisenau gehen auf die den Hohen Häusern ähnlichen "Steinernen Häuser" zurück. Der Vorgänger des einstigen Rotenhanschen Schlosses zu Limbach gehört dazu, und auch Zeil besaß im Gelände des Mönchshofs gegenüber dem Finanzamt einen derartigen Bau.
Sie alle boten ihren Bewohnern nur einen beschränkten Lebensraum im obersten Stock. Wenn sie eine Bodenfläche von 10:10 m aufwiesen, wie es in Bischofsheim der Fall gewesen sein muß, durfte die sie benützende Familie des Ritters zufrieden sein, besonders dann, wenn ein Kamin eingebaut war. Wasserleitung gab es nicht. Es kann sein, dass in hochliegenden Bauten, wie beim Bischofsheimer Hohen Haus, tief im Keller sich eine Zisterne zum Auffangen des Regenwassers befand. Frisches Wasser mußte allerdings täglich vom "Hirtenbrünnlein" am südwestlichen Hügelfuß heraufgeholt werden.
Die meisten der turmartigen Wohnbauten sind längst verschwunden. Was vom Bischofsheimer Hohen Haus erhalten blieb, ist wenig genug: eine ganz leichte Bodenerhebung, aus deren grobem Gesteinsschutt noch letzte Mauerstümpfe ragen. Die kaum kniehohen Reste des Fundaments bestehen aus ansehnlichem Sandsteinquadern, von eisenhartem Mörtel noch zusammengehalten. Gegen 10 m muß der Wohnturm im Unterbau in Länge und Breite gemessen haben. Die Unterkellerung wird von der zerstörten Nord-Ost- Seite her sichtbar.
Bei der Ausdehnung der in der Flurkarte deutlich aufgezeigten, 60 m langen, geradlinig verlaufenden Mauer gegen Nord-Westen hin und in Betrachtung der bis 30 m vorspringenden Mauer auf Süd-Ost zu besaß das Hohe Haus eine ganz ansehnliche Hoffläche. Sie bot mithin genügend Platz für Nebengebäude, etwa für eine Stallung und für Unterkunftsgelegenheiten verschiedener Art, so für den Reitknecht und eine Magd, für Pferdefutter u.a. mehr. Diese niederen Bauten mußten einen gewissen Abstand vom Turmhaus wahren. Wie sie ihm zugeordnet wurden, verrät die Karte nicht. Sie sagt auch nichts über die Lage des Torzugangs aus.
Der Verlauf einer Wegverbindung Hohes Haus - Bischofsheim ist nur mit einiger Vorsicht aus dem Gelände herauszulesen. Möglicherweise benützte der seit der Flurbereinigung verschwundene ehemalige Schulsteig nach Dörflis hinüber bis zu einer Abknickung zwischen den Grundstücken Plannummer 147/150 dessen einstige Führung.
Ob die Mauer um den Hofraum auch Verteidigungszwecken dienen sollte, erscheint fraglich. Sie bezweckt wohl nicht mehr als eine Absperrung, wie dies etwa bei Parkmauern um Adelssitze noch in neuer Zeit der Fall war.
Über das Aussehen des Hohen Hauses können nur Vermutungen ausgesprochen werden, die sich an Albrecht Dürers "Weiherhäuschen in Nürnberg St. Johannis" und an das feste Haus der Hohenstaufen bei Wächenbeuren im Schwäbischen (aufgezeigt in Graf Waldburg/Wolfeggs Buch "Vom Nordreich der Hohenstaufen", München 1964, S. 67), anlehnen. Der letztgenannte Bau dürfte zeitlich wohl dem Bischofsheimer Hohen Haus im Vergleich am nächsten liegen. Auch ihm war eine Mauer an der Längsseite vorgelegt. Da für den Standort des Bischofsheimer Wohnturms in Bezug auf die ihm zugehörige Mauerführung keine Gewißheit besteht, werden auf der beigefügten Skizze zwei Möglichkeiten aufgewiesen. Ob der Bischofsheimer Ansitz von seinem Oberstock aus in Blickverbindung mit Bamberg oder mit dessen nächstem festen Stützpunkt in der Exklave Zeil, dem Castrum auf dem heutigen Kapellenberg, stand, war nicht festzustellen. Es bestanden dann im bejahenden Fall Verständigungsmöglichkeiten mittels Rauchzeichen am Tag und Feuerzeichen in der Nacht, wichtig bei gefährlicher Bedrohung Bischofsheims in kriegerischen Zeiten. Hilfe vermochte dann herbeigeholt zu werden. An solche Verständigungsmittel erinnert noch der eiserne Feuerkorb hoch am Turm der Altenburg zu Bamberg.
Dass in dem merkwürdig geringen Sagenschatz Bischofsheims das Hohe Haus und ein Teil seiner Bewohner eine Rolle spielten, ist nicht verwunderlich. So ist den älteren Frauen und Männern des Dorfes schwer abzustreiten, dass das feste Haus nie der Sitz eines bösen Raubritters gewesen ist. Ein solcher soll gegen 1500 seine Bischofsheimer Untertanen schwer bedrückt haben und von Zeit zu Zeit zu räuberischen Überfällen mit Helfershelfern ausgeritten sein. Dabei ließ er nach gelungener Untat die Hufe der Gäule verkehrt aufschrauben, sodass auf Grund der Spuren ihm nichts nachzuweisen war.
Die nicht verderbliche Beute verbarg er im Keller des Hohen Hauses an ganz geheimer Stelle. Er sei aber nicht dazu gekommen, das zusammengeraffte Gold und Silber, die Ringe und Ketten zu genießen, weil er im Bauernkrieg von den wütenden Empörern erschlagen worden wäre. Man habe seinen Leichnam auf einen Wagen gelegt, der mit drei ungemähnten jungen Gäulen bespannt wurde. Mit Peitschenhieben habe man die Tiere davongejagt. Im Kappelwald hätte sich das Gefährt verfangen, und hier sei der Raubritter verscharrt worden. In seinen festen Sitz aber hätte man Feuer geworfen und den ausgebrannten Rest vollends zerstört.
An den verborgenen Schatz wurde lange Zeit fest geglaubt. Noch im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts versuchten begehrliche Bischofsheimer Männer, ihn zu mitternächtiger Stunde zu heben. Im Schein einer Laterne gruben sie im Kellergewölbe nach. Sie sollen auch auf eine eichene Truhe gestoßen sein, die von Eisenbändern umschlossen war. Doch als sie dieses aus der Grube herauswuchten wollten, sei plötzlich auf dem Deckel ein unheimlich großer Hund gesessen, der sie bei glühenden Augen und feurigem Schlund hinter mächtigem Gebiß sprungbereit angeknurrt habe. Da sei ihnen das Herz in die Hosen gefallen, und sie seien zitternd ins Dorf zurückgerannt.
Dieser Teufelshund könnte der verwünschte Geist des Raubritters gewesen sein. Man habe zwar bereits nach dessen Tod über seinen Leichnam eine kleine Kapelle gebaut, aber "etwas Gewisses darüber, ob der Unselige noch lange habe umgehen müssen, das wisse man nicht". Die Kapelle hätte den Namen St. Dietrichskapelle erhalten.

* [Hermann Mauers Darstellungen sind hier recht spekulativ und beruhen v.a. auf Vermutungen!]